First Night Effect: Über die unruhige erste Nacht im Urlaub

02. Juli 2024

Sommer ist Reisezeit, und viele Menschen freuen sich darauf, fernab der Heimat zu entspannen. Endlich einmal genüsslich ausschlafen! Doch einmal im Zielland angekommen, werden die meisten von uns im Hotel mit dem First Night Effect konfrontiert. Woran liegt es, dass wir die erste Nacht in fremden Betten so schlecht schlafen? Und wie kannst du den Erste-Nacht-Effekt abschwächen und deine Schlafqualität steigern? Wir verraten dir, wie du nachts die ersehnte Erholung findest, um deinen Urlaub richtig zu genießen.

Was ist der First Night Effect?

Wir alle kennen das Phänomen: Ob auf Urlaubsreise oder geschäftlich unterwegs, oftmals will es am Zielort mit der erholsamen Nachtruhe nicht richtig klappen. Das ist besonders frustrierend, denn endlich hätten wir einmal die Zeit, nach Lust und Laune auszuschlafen, ohne dass morgens der Wecker nervt. Der Traum von erholsamen Urlaubsnächten hat für viele von uns zumindest in den ersten Urlaubstagen wenig mit der Realität zu tun: Manchmal brauchen wir deutlich länger zum Einschlafen oder wir wachen nachts plötzlich bei dem kleinsten Geräusch auf.

 

Die unruhige erste Nacht in einer ungewohnten Schlafumgebung ist ein wissenschaftlich gut untersuchtes Phänomen, das als First Night Effect oder Erste-Nacht-Effekt bezeichnet wird. Dabei tritt der Effekt nicht nur dann auf, wenn wir im Urlaub in Hotels oder Ferienwohnungen übernachten. Wann immer wir unsere gewohnte Schlafumgebung verlassen und in einem fremden Bett übernachten, kann sich das Phänomen zeigen. So merken viele Menschen beispielsweise bei einem Umzug, dass die erste Nacht in der neuen Wohnung sehr viel unruhiger ausfällt als sie es gewohnt sind.  Auch wenn du für ein paar Tage zu Besuch bei Freunden bist und im Gästebett übernachtest, kann dein Schlaf fragmentiert und unruhig ausfallen.

 

Den First Night Effect solltest du dabei nicht mit einer normalen Eingewöhnungsphase verwechseln: So kann für empfindliche Menschen bereits ein Wechsel von Bettdecke, Kopfkissen oder Lattenrost für eine kurzzeitige Beeinträchtigung der Schlafqualität sorgen. Auch die erste Nacht auf einer neuen Matratze ist für viele von uns erstmal ungewohnt.

Was passiert beim Erste-Nacht-Effekt im Körper?

Der Erste-Nacht-Effekt hält auch im Schlaflabor stand: So konnten die Wissenschaftlerin Yuka Sasaki und ihr Team von der Brown University nachweisen, dass sich das Schlafmuster in der ersten Nacht deutlich von dem der Folgenächte unterscheidet. Unter Einsatz fortschrittlicher bildgebender Verfahren wie Elektroenzephalographie und Magnetresonanztomographie wurde die Hirnaktivität der Probanden während des Schlafs aufgezeichnet. Dabei zeigte sich bei Auswertung der Daten, dass die beiden Gehirnhälften unterschiedliche Aktivitätsmuster zeigten: Die linke Gehirnhälfte schien weniger tief zu schlafen als die rechte. Außerdem reagierte sie ungewöhnlich stark auf Umgebungsgeräusche.

Die Evolution als mögliche Erklärung des Phänomens

Auch an der Uni Basel interessiert sich die Schlafforschung für den Erste-Nacht-Effekt und versucht, wissenschaftliche Erklärungen für das Phänomen zu finden. So vermutet die Schlafforscherin Dr. Christine Blume, dass die unruhige erste Nacht eine Nachwirkung der Evolution sein könnte. Weil wir uns im Schlaf nicht verteidigen können, war das Schlafen in einer fremden Umgebung eine potenziell sehr gefährliche Situation für unsere Vorfahren. Studienergebnisse deuten darauf hin, dass dies der Grund ist, warum Teile unseres Gehirns in der ersten Nacht an einem fremden Ort in eine Art Hab-Acht-Stellung gehen: Wir müssen unsere Umgebung im Blick behalten, weshalb unser Gehirn stärker auf unbekannte Reize reagiert. Haben wir nach der ersten Nacht die Erfahrung gemacht, dass die neue Schlafumgebung sicher ist, beruhigt sich unser Gehirn und gibt die Alarmbereitschaft auf. Häufig können wir daher bereits in der zweiten Nacht im fremden Bett deutlich besser schlafen.

Gut schlafen im Urlaub: Tipps, um den First Night Effect abzumildern

Eine längere Einschlafdauer sowie störungsanfälliger und fragmentierter Schlaf kommen im Urlaub besonders ungelegen. Wenn wir uns morgens weniger erholt fühlen, fehlt uns schließlich die nötige Energie, unser Urlaubsland zu entdecken und unvergessliche Erinnerungen zu schaffen. Glücklicherweise haben wir einige hilfreiche Tipps für dich zusammengetragen, mit denen du den First Night Effect abmildern kannst.

 

1. Die Einschlaf- und Durchschlafstörungen beim Übernachten in fremden Betten hängen teilweise damit zusammen, dass wir unbekannten Geräuschen und Gerüchen ausgesetzt sind. Um die neue Umgebung für uns vertrauter zu machen, kann es helfen, auf Reisen das eigene Kissen mitzubringen. Dies schafft nicht nur ein wunderbares Heimatgefühl, sondern hebt gleichzeitig deinen Schlafkomfort. Wenn in deinem Gepäck nicht mehr genug Platz ist, gibt es eine praktische Alternative: Stell bei dir im Schlafzimmer ein Duftsäckchen auf. Um auf Reisen einen vertrauten Geruch zu erzeugen, nimmst du dieses Säckchen mit und stellst es im Hotelzimmer auf.

 

2. Schlafrituale vermitteln uns Struktur und erzeugen ein Sicherheitsgefühl. Deshalb sollten wir sie auch dann beibehalten, wenn wir in fremden Betten schlafen. Bereite dir daher auch im Urlaub einen Schlummertrunk wie eine warme Milch mit Honig zu oder lese vor dem Zubettgehen ein wenig in deinem Lieblingsbuch.

3. Gerade Fernreisen lassen viele Menschen in einen Stressmodus verfallen. Doch Stress ist Gift für guten Schlaf. Versuche deshalb, möglichst gelassen zu bleiben, auch wenn beim Check-In im Hotel nicht alles glatt geht. Entspannungsübungen vor dem Einschlafen wie Yoga, Meditation oder Progressive Muskelentspannung können deinem Körper dabei helfen, zur Ruhe zu kommen.

 

4. Bereits vor deiner Nacht in fremder Umgebung solltest du dich vorbereiten, damit es mit dem Ausschlafen im Urlaub klappt. Wenn du bei Fernreisen mit Jetlag rechnen musst, solltest du deinen Schlafrhythmus schon zuhause dem Zeitunterschied im Zielland anpassen.

 

5. Damit du beim Einschlafen in einer ungewohnten Umgebung weniger Probleme hast, kannst du auf Einschlafhilfen zurückgreifen. So können eine Augenmaske und Ohrstöpsel Wunder wirken, um dir auch in der Ferne eine ruhige und dunkle Schlafumgebung zu ermöglichen. Oder du gönnst dir als Betthupferl ein paar Melatonin-Gummibärchen, die dir dabei helfen, angenehm müde zu werden.

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