Wirkung von Melatonin auf den Schlaf
Bist auch du schon einmal über den Begriff „Melatonin“ gestolpert? Dabei handelt es sich um ein körpereigenes Hormon, das sich regulierend auf den Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen auswirkt. Aber wusstest du, dass das „Schlafhormon“ noch viel mehr kann und wegen seiner vermeintlichen Anti-Aging-Wirkung im Ausland ein echter Verkaufsschlager ist? Wir verraten dir alles über die Wirkung von Melatonin und mögliche Risiken.
Was bewirkt Melatonin?
Melatonin ist als „Schlafhormon“ bekannt, weil es den Schlaf-Wach-Rhythmus des Menschen steuert, und wird hauptsächlich in der Zirbeldrüse des Gehirns aus Serotonin hergestellt. Dort wird es nur bei Dunkelheit ausgeschüttet und sorgt auf diese Weise dafür, dass wir uns abends müde fühlen und sich der Körper allmählich auf das Schlafen einstellt. Der Melatonin-Spiegel im Blut steigt kontinuierlich an und erreicht mitten in der Nacht seinen Höhepunkt, schätzungsweise in der Zeit zwischen 2 und 3 Uhr morgens. In den frühen Morgenstunden sinkt die Konzentration des Schlafhormons wieder ab, da Tageslicht die Produktion hemmt und dem Körper dadurch signalisiert, wieder wach und munter zu werden.
Melatonin reguliert allerdings nicht nur den Tag-Nacht-Rhythmus, sondern übernimmt noch weitere Aufgaben: Unter anderem ist es an der Nierenfunktion sowie dem Blutdruck beteiligt und wirkt nicht zuletzt antioxidativ. Das bedeutet, dass Melatonin zum Teil die schädlichen Auswirkungen sogenannter freier Radikale mindert, die sonst zu Zellalterung oder Zellschäden führen können und in Zusammenhang mit Krebserkrankungen stehen. In den vergangenen Jahren sind Melatonin-Präparate wegen ihrer vermeintlichen Anti-Aging-Wirkung im Ausland ziemlich populär geworden und oft rezeptfrei erhältlich. Einen gesunden Schlafrhythmus aufrechterhalten und gleichzeitig für einen schönen Teint im Alter sorgen, was will man mehr? Sind Melatonin-Tabletten also der Schlüssel zu erholsamem Schlaf und jugendlicher Haut?
Melatonin in Tablettenform – Das musst du wissen
Während Melatonin etwa in den USA und den Niederlanden als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen und frei verkäuflich ist, kann man das Schlafhormon in Deutschland ab einer Dosis über 1 Milligramm nur von einem einzigen Hersteller beziehen – und zwar als verschreibungspflichtige Medizin. Die Sache hat einen weiteren Haken: Das Melatonin-Mittel „Circadin“ wurde bislang nur an einer älteren Probandengruppe klinisch getestet. Weil es an Studien mangelt, welche die Verträglichkeit von Melatonin hinreichend bestätigen und Nebenwirkungen ausschließen können, darf das Medikament im Regelfall auch nur an Patienten ab dem 55. Lebensjahr verschrieben werden. Doch warum ist die Vergabe hierzulande sehr viel strenger geregelt als im Ausland, wenn Melatonin angeblich vor positiven Effekten nur so strotzt?
Laut den Werbeversprechungen lässt sich mit einer zusätzlichen Einnahme von Melatonin die eigene Schlafqualität optimieren und ein gestörter Melatonin-Haushalt ausgleichen. Dieser liegt vor, wenn der Körper zu den entsprechenden Tages- und Nachtzeiten keine ausreichende Menge an Melatonin zur Verfügung stellt. Neben altersbedingten Gründen können jedoch auch äußere Einflüsse wie Stress, unregelmäßige Tagesabläufe oder eine Zeitverschiebung bei Fernreisen für eine Störung des Melatonin-Spiegels verantwortlich sein. Wissenschaftliche Studien zu einer zusätzlichen Einnahme von Melatonin kommen zu widersprüchlichen Ergebnissen. Während sich das Hormon in einigen Studien positiv auf das Einschlafverhalten auswirkte, konnte dieser Effekt in anderen Untersuchungen nicht nachgewiesen werden.
Die Wirkung von Melatonin auf den Schlaf ist umstritten
Das ungeschönte Fazit der Schlafforschung lautet: Die Wirkung von Melatonin ist noch nicht gänzlich geklärt und darum wissenschaftlich umstritten. Melatonin-Präparate sind also mit Vorsicht zu genießen! Weil sich die individuelle Schlafqualität aus den verschiedensten Faktoren zusammensetzt und der Melatonin-Haushalt nur ein kleines Rädchen im Getriebe darstellt, bringt die Supplementierung des Schlafhormons den meisten Menschen keinen Vorteil. Lediglich bei sehr geringfügigen Schlafstörungen kann die Gabe von Melatonin kurzfristig für Linderung sorgen. Über eine längere Zeit eingenommen können sich Nebenwirkungen wie Unkonzentriertheit, Schmerzen in der Brust, Magenprobleme oder Migräneattacken bemerkbar machen. Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind denkbar.
Unser Tipp: Wenn du unter wiederkehrenden Schlafstörungen leidest, solltest du unbedingt darauf achten, in einem stark abgedunkelten Raum zu schlafen und dich in den Abendstunden keinem hellen Licht mehr auszusetzen. So kann die Zirbeldrüse möglichst lange Melatonin ausschütten und du steigerst deine Chancen auf eine erholsame Nachtruhe auf natürliche Weise, ohne auf umstrittene Arzneimittel zurückgreifen zu müssen. Vielleicht probierst du es auch einfach mal mit Lebensmittel für einen ruhigen Schlaf, diese sorgen ganz ohne Nebenwirkungen für eine erholsame Nacht.
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